Gestaltorientierte Paartherapie in Lübeck
Bindungsmuster in Liebesbeziehungen
Beziehungen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und haben enorme Auswirkung darauf, wie glücklich und erfüllt wir uns fühlen. Das wird besonders dann klar, wenn wir merken, Liebesbeziehungen sind tief beglückend aber nicht dauerhaft einfach. Nahezu jeder Mensch beginnt irgendwann in sehr innigen Beziehungen, nach früh erworbenen Mustern zu handeln.
Was sind Bindungsmuster in der Liebe?
Wenn wir etwas genauer hinschauen, erleben wir auch in sehr unterschiedlichen Beziehungen häufig die gleichen Themen, Probleme und Konflikte. Zum Beispiel, wenn wir in der Kindheit abgelehnt worden sind, distanzierte Eltern hatten oder schlimmeres, dann werden wir als Erwachsene in unseren Beziehungen viel leichter als uns lieb ist, von diesen frühen Gefühlen heimgesucht – vor allem in Liebesbeziehungen aber auch mit Vorgesetzten oder anderen Autoritätspersonen. Wir fühlen uns dann beispielsweise unverhältnismäßig einsam, unbeachtet oder abgelehnt. Das tatsächliche Verhalten der oder des Geliebten spielt hier meist nur eine kleine Rolle – um so weniger, je größer unsere frühen Verletzungen sind.
Solche Beziehungsmuster zeigen sich in allen möglichen Formen, zum Beispiel:
- Wir verlieben uns in Menschen, die sich nicht in uns verlieben oder schon gebunden sind.
- Wir verlieben uns in Menschen, die sich abwenden und Nähe nicht zulassen können.
- Wir verlieben uns in Menschen, die sehr kalt sein können.
- Wir verlieben uns in Menschen, die unehrlich, unverbindlich oder unzuverlässig sind.
- Wir verlieben uns in Menschen, die klammern und uns mit ihren Bedürfnissen nach Nähe ersticken.
Festgefahren im Dramadreieck
Besonders spannungsreich und auch konfliktreich wird es, wenn wir häufige Dramen inszenieren, die die ganze Beziehung oder Familie im schlimmsten Fall in ein sogenanntes Dramadreieck einsperren. Das heißt, wir landen ständig in Situationen, in denen es Täter, Opfer und Retter gibt. Wir erleben und dann meistens in der selben Rolle: mit einer Dicken Mauer von „Weil Du!“, die das Paar voneinander trennt. Nur Selbstverantwortung für uns und Entwicklung der Partnerschaft findet hier nicht statt.
Ein anderes Musterbedingtes Verhalten ist es, immer wieder in völlige Unsicherheit zu verfallen und an der Beziehung zu zweifeln – oft versteckt sich hier die Schwierigkeit sich fallen zu lassen, oder auch ein tiefes Kontrollbedürfnis. Auch das nicht allein sein Können ohne bedrohliche Einsamkeit zu erleben, oder Angst vor dem verlassen werden, kann ein Beziehungsmuster verursachen. Schließlich gibt es auch hier viele, viele weitere.
Bindungsmuster. Sind die Eltern schuld?
All dies ist zu großen Teilen angelegt in sogenannten Bindungsmustern, die sich schon im ersten Lebensjahr entwickeln. Das ist zunächst auch unvermeidbar und sogar überlebenswichtig. UNSERE MUSTER SIND ALSO NICHT „SCHLECHT“. WIR SIND NICHT SCHLECHT, WENN WIR NACH UNSEREN BINDUNGSMUSTERN HANDELN. Denn solche Verhaltensmuster ermöglichen es uns als Kleinkinder, so viel wie möglich mit unserer Bezugsperson in Kontakt zu sein. Mit der Person, die uns wäscht, füttert und hoffentlich auch Körperkontakt schenkt.
Dieses Muster ist in der Kindheit also ein sehr wertvolles und überlebenswichtiges Verhaltensmuster, womit wir uns an eine Bezugsperson anpassen, von der wir abhängig sind und die häufig selbst nur begrenzt Liebes- oder Beziehungsfähig ist. Unsere Eltern zum Beispiel haben oft selbst eigene Muster aus nichterlebter Liebe in der Kindheit entwickelt, die wir so vererbt bekommen. Entwicklungstraumata entstehen also früh und können an die nächste Generation weitergegeben werden. Was wir aus diesem Erbe später machen und wie wir Beziehung leben, ist dann aber zum Glück weitgehend unsere eigene Verantwortung.
In meiner Arbeit versuche ich eigentlich immer, solche Muster offen zu legen und bewusst zu machen. Ganz achtsam und im eigenen Rhythmus des Paares. Denn nur wenn das Paar sich hier gegenseitig und individuell gut kennen lernt, können die traumabedingten oder aus Bindungsstörungen gewachsenen Muster verändert werden. Verletzungen können so geheilt werden. Eine Liebesbeziehung auf Augenhöhe, auch mit einer Kommunikation und Gesprächskultur, die von Respekt und Achtung voreinander zeugt, ist dann möglich. Vor allem aber beginnen wir zu lernen, die Leichtigkeit und Sinnlichkeit, die wir uns in unseren Beziehungen alle wünschen, wieder zu finden – vielleicht wird sie sogar häufiger erlebbar als gedacht.